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Emilie Goldberger wird laut ihres Theresienstädter Totenscheins in Buda (ehem. Ofen) in Ungarn geboren. Eine andere Quelle gibt Göding/Hodonín (bei Brünn/Brno) an. Ihre Eltern waren Heinrich Goldberger und Chaje Goldberger geb. Haft
Emilie Goldberger erscheint erstmals in der Wiener Zeitung als Klavier-Schülerin der 2. Klasse der Wiener Musikschule von Prof. Eduard Pirkher

Im Alter von erst 14 1/2 Jahren wird sie ins Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien in die Klasse von Prof. Anton Door aufgenommen
Das Neue Fremden-Blatt knüpft der nun 16Jährigen "ein besonderes Ehrenkränzlein" in einer Konzertbesprechung für die Interpretation eines Impromptu von Ignaz Brüll, des Märchens von Julius Epstein und einer Invention von Franz oder Vinzenz Lachner im Kleinen Musikvereinssaal. Auch die Presse berichtet in den höchsten Tönen über ihr Spiel und prophezeit ihr eine glänzende Zukunft als Konzertpianistin
Emilie Goldberger leistet laut Wiener Salonblatt bei einem Konzert des Konservatoriums im Kleinen Musikvereinssaal mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 unter Leitung von Joseph Hellmesberger "ganz Anerkennenswertes"

Emilie Goldberger erhielt zum Abschluss des dritten und letzten Studienjahres für ihre
außerordentlichen Leistungen wiederum einen 1. Preis – ebenfalls einstimmig, in der Jury unter anderen Joseph Hellmesberger. Im
Prüfungskonzert im Großen Musikvereinssaal bei gedrängt vollem Hause spielte sie den 1. Satz aus Mozarts Klavierkonzert Nr. 24 c-Moll KV 491
Emilie Goldberger ist unter den 37 Schülerinnen und Schülern, die ihr Abschluss-Diplom des Konservatoriums erhalten. Außerdem wird sie neben Sophie Dudos, Helene von Karolyi, Karoline Reisser, Olga Sirk und Stephan Tomka mit der silbernen Gesellschaftsmedaille ausgezeichnet. Anton Rubinstein stellt ihr "ein glänzendes Zeugniß aus"

Im Kleinen Musikvereinssaal bestreitet Emilie Goldberger laut Illustrirtes Wiener Extrablatt ihr erstes eigenes Konzert und berechtigt zu großen Erwartungen. Sie spielt darin Frédéric Chopin, Robert Schumann, Franz Schubert, Heinrich von Herzogenbergs Phantastische Tänze Nr. 4, Präludium und Fuge a-Moll (BWV 543) in der Bearbeitung von Franz Liszt und die Sonate op. 110 von Ludwig van Beethoven, die zu ihrem Paradestück werden wird. Ihr außergewöhnliches Gedächtnis wird von der Presse gelobt. Es wirken mit die Sängerin Thekla Friedberger und Wilhelm Speyer
Emilie Goldberger wirkt mit denselben Klavierstücken im gut besuchten Abschiedskonzert für die Sängerin Thekla Friedberger im kleinen Musikvereinssaal mit, die ein Engagement in London erhalten hat

Emilie Goldberger gibt ein nicht näher beschriebenes Konzert im legendären Bösendorfer-Saal im
Palais Lichtenstein in der Herrengasse. Wieder wird ihr ungewöhnliches Gedächtnis in der Presse gelobt. Es war noch nicht selbstverständlich, dass auswendig gespielt wurde. Dieses Gemälde zeigt den Saal, nicht aber Emilie Goldberger

Emilie Goldberger begibt sich in die Sommerfrische nach Baden bei Wien, wo sie nicht nur Konzerte, sondern auch Klavierunterricht geben wird. Ihr erstes Konzert findet bei enormer Hitze der Hundstage am 23. Juni im Hotel Stadt Wien statt, "zusammen mit Frl. Irma von Cselko, einer bekannten Gesangsmeisterin. Emilie Goldberger entzückte durch ausgezeichnete Technik und errang durchschlagenden Erfolg mit Felix Mendelssohn Bartholdys 1. Klavierkonzert op. 25, begleitet von Robert Götz auf einem zweiten Flügel"
Im Saal des Hotels Goldener Hirsch in Baden gab Emilie Goldberger ein weiteres Konzert mit der "rühmlichst bekannten Violin-Virtuosin" Bertha Haft mit "Tonwerken von Bach, Schubert, Chopin, Wieniawski, Schumann, Laub und Liszt". Ob die beiden Frauen auch selbst erholsamem Badevergnügen nachkommen konnten?
Emilie Goldberger trat erneut im Bösendorfer-Saal des Palais Lichtenstein auf, dieses Mal unter Mitwirkung der heute unbekannten Sängerin Frl. Rachel Büchler mit Ludwig van Beethovens op. 110, der Chromatischen Fantasie von Johann Sebastian Bach, ungenannten Stücken von Adolph Henselt, Ignaz Brüll, Stephen Heller, Frédéric Chopin und mehreren genannten Liedern von Robert Franz und Johannes Brahms

Emilie Goldberger reiste nach Frankfurt am Main und wurde für ein Semester lang eine von 12 Schülerinnen der pianistischen Legende Clara Schumann in der ersten Klavierklasse des frisch gegründeten Dr. Hoch's Konservatorium
Emilie Goldberger gab an diesem Tag ein Konzert im kleinen Saalbau in Frankfurt/Main zusammen mit einem Konzertmeister namens Herrmann. Sie bleibt bis Ostern 1879 Clara Schumanns Schülerin


Emilie Goldberger befand sich an diesem Tag in München im Ballsaal der Central-Säle, wo sie ein Benefizkonzert zugunsten des Asyls für Obdachlose gab unter Mitwirkung der k. b. Hofschauspielerin Philomene Hartl-Mitius, der Opernsängerin Emilie Lang-Rongé und der Pianistin Lily Scherzer, dem berühmten k. b. Hofschauspieler Ferdinand Lang, dem Cello- Virtuosen Heinrich Bast und dem Streichorchester Neithardt mit Klavierbegleitung von Prof. Adolf Schimon

Emilie Goldberger gab ein weiteres Konzert im Saal des Münchner Stadtmuseums, das wiederum nur schwach besucht war. Ein Zeitungskritiker übte Kritik – per Hörensagen. Gespielt wurde das c-Moll-Trio von Beethoven, als Klavier-Solostücke Präludium und Fuge von Bach, ein Saltarello von Stephen Heller, das Notturno in A von John Field, eine Gavotte von Joachim Raff und – ebenfalls als Paradestück – wieder die 12. Ungarische Rhapsodie von Franz Liszt. Ein Frl. von Sicherer gab diverse Lieder; Hofcellist Carl Ebners Spiel "befriedigte". Emilie Goldberger leistete "Gutes aber nichts Hervorragendes, sodass dieser Kritiker das Konzert spurlos vorübergehen ließ"

Die "muthige Ungarin" Emilie Goldberger spielt auch in Augsburg im Saal der Börse am Rathausplatz, wo sie von Mitgliedern des Stadttheaters – den Herren Deppe, Hungar und Slunicko – unterstützt wird. Da sie bereits zuvor in der Augsburger Musikschule auftrat, rühmt der Kritiker der Augsburger Abendzeitung ihre "glänzende Technik und seelenvollen Ausdruck, Licht, Schatten und Feuer, Feinheit, Ruhe und Sicherheit bei ausgesprochenem Talent mit seltener Kunst"
Mutig deswegen, weil es in Augsburg äußerst gewagt war, ein zweites Konzert zu veranstalten, wenn das erste nicht wirklich erfolgreich war
Zeitungen schreiben, dass Emilie Goldberger auch in Würzburg aufgetreten sei. Für diese Stadt konnte ich bislang noch keinen Nachweis finden. Über einen längeren Zeitraum fehlen Konzert- und Aufenthaltsanzeigen; es könnte aber in diese Zeit gefallen sein


Emilie Goldberger zog um nach Göding (heute Hodonín, 50 km südlich von Brünn/Brno) und wirkte Mitte Mai "aus Gefälligkeit" in einem Konzert mit. Auf dem Programm eine Nocturne in Fis-Dur, ein Impromptu in As-Dur, ein Valse in e-Moll und eine Ungarische Fantasie von Franz Liszt "mit einer Meisterschaft, welche das Publicum, besonders den musikalisch gebildeteren Theil desselben, entzückte und zu den lebhaftesten Kundgebungen des Beifalls hinriß"
An diesem Tag spielte sie im großen Saal des Hotel Kopper im vierten Casino-Abend "mit gewohnter Liebenswürdigkeit" zusammen mit der kaiserlich-russischen Hof- und Kammersängerin Wilhelmina Iwanowna Raab, der Emilie Goldberger "würdig zur Seite stand" mit brillanter Technik und gutem Vortrag mit dem 1. Satz aus Beethovens Klavierkonzert Nr. 5, Liszts Ungarischer Rhapsodie unter weiterer Mitwirkung von Frl. Kastner, Herrn Dr. Sax, Jur. Mayer und Herrn F. Ratschitzky

An diesem Tag war Emilie Goldberger im Brünner Redoutensaal mit Beethovens Kreutzersonate zu Gast, begleitet vom Konzertmeister des Brünner Stadttheaters – Carl Koretz – an der Violine. Sie spielte auch Franz Schuberts Andante mit Variationen, Felix Mendelssohn Bartholdys Saltarello und mehrere ungenannte Chopin-Werke, allesamt "mit Verve vorgetragen" als "fähige Pianistin, die solide Musikstücke unter lebhaftem Beifall exzellent ausführt". Weiter ging es mit Frau Cardis, Frau Hausner, Herrn von Lenor und Herrn von Lichtenberg. Der Tagesbote aus Mähren und Schlesien zitierte die Augsburger Abendzeitung über Emilie Goldbergers künstlerische Fähigkeiten
Im Konzert des Gödinger Männergesangvereins unterstützt Emilie Goldberger mit einer Gavotte von Johann Sebastian Bach, der Serenade von Moritz Moszkowski, einem Impromptu von Frédéric Chopin und zuletzt mit ihrem Favoriten, der Ungarischen Rhapsodie von Franz Liszt. Zu diesem Konzert wird auch der Komponist Ferdinand Debois aus Brünn erwartet

Wo war Emilie Goldberger in dieser Zeit? Für diese Jahre konnte ich noch keine Anhaltspunkte finden. Allerdings stirbt ihre Mutter Anna Anfang Juli 1887. Eine Todesanzeige informiert, dass sie 63 Jahre alt und auf dem Wiener Zentralfriedhof in der israelitischen Abteilung beigesetzt wurde. In der Anzeige erscheinen Emilie Goldberger als Tochter und Heinrich Goldberger als Gatte. In Emilie Goldbergers Theresienstädter Totenschein trägt ihre Mutter den Namen Chaje
Um 1886 lebten die Goldbergers in Wien in der Friedrichstraße 13. Das geht aus einer Zeitungsanzeige hervor, in der sich Emilies Vater Heinrich als Sprachlehrer für Englisch und Französisch empfiehlt
Emilie Goldberger lebte offenbar noch immer in Göding/Hodonín. In diesem Monat konzertierte sie mit der Sängerin Frl. Helene von Morini, die zusammen "für ihre wahrhaft künstlerischen Leistungen rauschenden Beifall ernteten und nach jeder Nummer wiederholt gerufen wurden"

In diesem Jahr ist sie in Baden bei Wien erlebbar, wiederum im Hotel Stadt Wien, wo sie zusammen mit dem Kapellmeister der Badener Kurkapelle, dem Violinvirtuosen Julius von Theodorowicz, auftritt. In dieser Konzertanzeige wird auch erstmals erwähnt, dass sie auch in Triest konzertiert habe: "Glänzende Kritiken und gute Einnahmen waren die Trabanten ihrer Reise"


Auch hier klafft noch eine Lücke über mehrere Jahre im Leben Emilie Goldbergers, für die ich noch keine Konzerttätigkeit gefunden habe

Auch hier klafft eine biografische Lücke. Emilie Goldberger spendet 1902 für den Bau eines Denkmals für Kaiserin Elisabeth (Volksgarten) 2 Kronen. 1903 spendet sie für arme Juden in Kischenau/Chișinău 3 Kronen
Emilie Goldberger "gibt ihren diesjährigen Klavierabend" wieder im Konzertsaal des Palais Ehrbar in Wien "unter gefälliger Mitwirkung der Frau Olga Dubsky (Gesang)". Das Neue Wiener Tagblatt zeigt sich angetan von "einer vortrefflichen Technik und schönem Anschlag und dem tiefen musikalischen Empfinden, das in getragenen Piècen zu besonderer Wirkung kam"
Olga Dubsky wurde am 15. Oktober 1941 aus Wien nach Litzmannstadt/Łódź deportiert und wahrscheinlich ermordet
In diesem Jahr hält sich Emilie Goldberger als Kurgast in Baden bei Wien auf und wohnt als "Klaviervirtuosin und Lehrerin aus Wien" in der Wassergasse 16
Im August wohnt sie in Gmunden am Traunsee bei Brabec in der Traungasse 3
Emilie Goldberger gastierte an diesem Tag "mit sehr interessanten Nummern" in Brünn. Von Johannes Brahms' Ungarischen Tänzen waren die selten gespielten zu hören. Auch die Mitwirkung von Alfred Finger (1855–1936) und Louis Savart (1871–1923) stieß "auf reges Interesse"
Emilie Goldberger reiste zur Sommerfrische wieder nach Gmunden am Traunsee und wohnte bei Freidlinger in der Salzamtsgasse 1 im zweiten Stock. Hier bot sie wieder Klavierstunden an
Emilie Goldberger trat an diesem Tag wieder im Konzertsaal des Palais Ehrbar auf unter der Mitwirkung der Konzertsängerin Hedwig Löwenthal
Auch Hedwig Löwenthal wurde – nach Holland geflüchtet – um 1941 wohl in Riga ermordet
In diesem Sommer findet sich Emilie Goldberger wieder in der Gmundener Kurliste im Hotel Goldener Hirschen
Sie zog weiter nach Bad Ischl, wo sie bei Gassner in der Schulgasse 5 unterkam
Wieder freut sich die Neue Freie Presse, dass Emilie Goldberger aus der Sommerfrische nach Wien zurückgekehrt ist und ihren
Klavierunterricht wieder aufgenommen hat

Emilie Goldberger spielte in Wien im Festsaal des Österreichischen Gewerbevereins die Sonaten für Klavier und Violine in F-Dur von Joseph Haydn und G-Dur von Anton Rubinstein "sowie ein ungedrucktes Stück von Liszt Schlaflos". Das Originalmanuskript oder eine Abschrift davon war möglicherweise im Besitz von Emilie Goldberger. Dieses Spätwerk von Franz Liszt führte Emilie Goldberger 1909 wahrscheinlich als allererste auf.
Die Neue Freie Presse weiß zudem, dass Emilie Goldberger im 3. Bezirk in der Kegelgasse 2 wohnt
Keine einzige Konzertanzeige wurde bislang für diese Jahre ersichtlich. Wie erlebte sie den 1. Weltkrieg? Im September 1914 spendet sie 10 Kronen, was die Wiener Allgemeine Zeitung im 16. Spendenausweis des Kriegsfürsorgeamts des k. u. k. Kriegsministeriums besonders erwähnt

Der Krieg ist zwar aus, aber Emilie Goldberger scheint für diese Jahre wie vom Erdboden verschluckt. Wie hat sie das Kriegsende erlebt und wie die große Wirtschaftskrise 1923? Wer konnte sich da noch Klavierstunden leisten? Und wie nahm sie den aufkommenden Nationalsozialismus wahr?
Emilie Goldberger ist dieses Jahr etwas spät in die Sommerfrische gekommen. Sie wohnte in Bad Ischl in der Salzburger Straße 9 mit ständigem Wohnsitz in Wien

In der Neuen Freien Presse erscheint eine Anzeige, in der Emilie Goldberger ihren Klavierunterricht fortsetzt. Wahrscheinlich war sie den Sommer oder Spätsommer über wieder in der Sommerfrische in Bad Ischl oder in Gmunden oder ganz woanders. Nun lebt sie in Purkersdorf in der Wiener Straße 45. Heute befindet sich in der schmucken gelben Villa mit viel weißem Stuck ein buddhistisches Institut. In ihrem Theresienstädter Totenschein findet sich Purkersdorf als Heimatsgemeinde
Emilie Goldbergers letzte Wiener Wohnadresse ist die Seegasse 9 im Alsergrund. Dort befand sich damals ein jüdisches Altenheim und bis heute ein jüdischer Friedhof Wiens, der seit 1984 wieder zugänglich ist

An diesem Tag wurde Emilie Goldberger – nun 83 Jahre alt – mit dem Transport Nr. 37 (IV/8-908) vom Wiener Aspangbahnhof ins Ghetto Theresienstadt geschickt. Zwischen dem 15. Februar 1941 und dem 9. Oktober 1942 verließen 45 Züge diesen Bahnhof in Richtung Ghettos und Vernichtungslager, 13 davon nach Theresienstadt

Emilie Goldberger stirbt morgens um 7 Uhr 15 in Theresienstadt in Gebäude E a III in Zimmer 310. Dort befindet sich das Krankenhaus des Ghettos. Sie stirbt laut Totenschein offiziell an "Marasmus" (schwere Mangelerscheinungen, körperlicher Verfall durch Krankheit oder Alter), "Enteritis" (Darmentzündung), "Darmkatarrh" und "Altersschwäche". Wahrscheinlich wurde ihr Körper verbrannt. Ihr Sterbezimmer ist laut Plan des Ghettos Theresienstadt erhalten

Der leichenbeschauende Arzt Dr. Curt Schwenk wurde am 15. Dezember 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Emilie Goldbergers behandelnder Arzt Dr. Kurt Weiner wurde 1944 ebendort ermordet

Im Nazi-Organ Völkischer Beobachter finden sich in dieser Zeit täglich beinahe endlose Listen zu Enteignungen: "Amtliches. Einziehungserkenntnis. Das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen sowie alle Rechte und Ansprüche der nachfolgend angeführten Personen werden gemäß § 1 der Verordnung über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens im Lande Österreich vom 18.11.1938, RGBl. 1, S. 1620, zugunsten des Deutschen Reiches (Reichsfinanzverwaltung) eingezogen. Mit der Einziehung erlöschen alle Rechte und Ansprüche der bisherigen Eigentümer und gehen auf das Deutsche Reich über. Für die Verwaltung und Verwertung dieser Vermögenswerte ist der Oberfinanzpräsident Wien-Niederdonau, Wien, I., Hanuschgasse 3, zuständig"
In der anschließenden langen Liste findet sich auch Emilie Goldberger. Mit diesem Akt der Beschlagnahmung des im jüdischen Altenheim Seegasse 9 verbliebenen Eigentums und restlichem Vermögen von Emilie Goldberger wird ihr Leben vollends zerstreut. Was ist mit ihren Sachen geschehen?
Zu Emilie Goldberger sind noch viele Fragen offen. War sie in ihren letzten Tagen in Wien noch einigermaßen agil und hatte sie dort noch schöne und liebevolle Stunden? Konnte sie bis ins hohe Alter Klavierspielen? Dass ihr Körper überhaupt so lange noch bis Theresienstadt durchgehalten hat… Ob sich die Menschen in Emilie Goldbergers Waggon noch gegenseitig Mut machen konnten oder im Schock erstarrt waren?
Als Emilie Goldberger im Ghetto Theresienstadt verstarb, waren gerade die Verbrennungsöfen neu in Betrieb genommen worden. Noch war Zeit, die Asche einzelner Verstorbener in Urnen zu tun. Es besteht eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass Emilie Goldberger eine Urne erhalten hat, die noch vorhanden sein könnte. In diesem Fall kann wohl nur mit vielen, vielen scheinbaren “Kleinigkeiten” gearbeitet werden. Aber nur mit der Beachtung solcher “Kleinigkeiten” kann ein Bild einigermaßen wieder ganz werden oder sich zumindest so gut wie eben möglich daran annähern.
Vertiefende Forschung ist also un-be-dingt noch zu leisten.
Bildangaben:
Screenshot Konzertanzeige 23. November 1876 © Susanne Wosnitzka | Dr. Hoch’s Konservatorium Frankfurt a. M., Jahresbericht Jg. 1878/9 (1879) Screenshot © Susanne Wosnitzka | Central-Säle CC BY-SA 3.0 © Rufus46 wikimedia.commons | Screenshot Todesanzeige Anna Goldberger © Susanne Wosnitzka | Collage Fotografien Anna von Suppè © Andreas Weigel www.starsingars.wordpress.com | Festsaal Niederösterreichischer Gewerbeverein © CC BY 4.0 Bernhard Krabina | Screenshot Deportationsliste und Haus Purkersdorf © Susanne Wosnitzka | Totenschein Theresienstadt © www.holocaust.cz | Plan Ghetto Theresienstadt © www.ghettotheresienstadt.de | Screenshot Völkischer Beobacher © Susanne Wosnitzka | alle weiteren Bilder gemeinfrei